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Die Via Claudia bei Königsbrunn

Rathausplatz Königsbrunn
Bild 1, Rathausplatz Königsbrunn

Bild 1 zeigt den Rathausplatz von Königsbrunn. Im Vordergrund sieht man ein Ausgrabungsfeld zur Erforschung der Via Claudia. Herr R. Linke , Heimatforscher aus Königsbrunn, machte hier 1995 zusammen mit einem interessierten Team in seiner Freizeit Ausgrabungen. Im Hintergrund, vor dem Rathaus sieht man einen nachgebildeten Meilenstein und daneben eine Schautafel. Im Gespräch mit Herrn Linke erfuhr ich, dass er mit seinem Team direkt neben der Via Claudia den Grundriss eines römischen Hauses fand, innerhalb dessen sich ein weiterer Grundriss eines keltischen Hauses befand. Das würde die Annahme bestätigen, dass die Römer die Wege der Kelten übernommen und ausgebaut haben.  Die folgende Skizze zeigt den Rathausplatz von Königsbrunn von oben. Es sind die Lage der Via Claudia und die Lage des römischen Hauses eingezeichnet.

Skizze zu Ausgrabungen an der Via Claudia am Rathausplatz in Königsbrunn
Zeichnung: Rathausplatz Königsbrunn

Anfang 1996 wurde der Teil des Ausgrabungsfeldes, auf dem die bruchstückhaft erhaltenen Grundrisse der Häuser gefunden worden waren, zugeschüttet und zum Parkplatz umfunktioniert. 

Schautafel Rathausplatz Königsbrunn
Bild 2, Schautafel auf dem Rathausplatz Königsbrunn

Auf der Schautafel vor dem Rathaus (Bild 2), eine von mehreren dieser Art entlang der Via Claudia, sind außer den Angaben zum Straßenquerschnitt auch noch Angaben über die Geschichte der Via Claudia und über die Reisegewohnheiten der Römer zu finden. 

Bild 3 zeigt einen der nachgebauten Meilensteine, die man verstärkt zur 2000-Jahrfeier der Stadt Augsburg 1986 aufgestellt hat. Tatsächlich sind bis heute entlang der gesamten Via Claudia nur zwei orginal antike, römische Meilensteine in Form von Ehrendenkmälern gefunden worden und zwar bei Raabland und Feltre in Italien. ( siehe Karte auf Bild 2 ) Bei der Frage, ob an der Via Claudia außer diesen zwei Ehrendenkmälern aus den Jahren 46/47 n. Chr. überhaupt weitere Meilensteine existierten, sind die Forscher sich nicht einig. Es wäre durchaus denkbar, dass es Meilensteine gab, möglicherweise wurden sie nach dem Ende der römischen Herrschaft jedoch, wie im allgemeinen Teil bereits angesprochen, verbaut. Die heutigen nachgebildeten Meilensteine haben lediglich die Aufgabe, das „Bodendenkmal Via Claudia“ zu kennzeichnen. Sie stehen nicht an historischen Fundstellen von Meilensteinen. 

Auf all diesen nachgebildeten Steinen entlang der Via Claudia steht immer dieselbe. Die Inschrift lautet folgendermaßen:   

r�mischer Meilenstein an der Via Claudia in Oberottmarshausen Via Claudia AugustaDie römische Staatsstrassewurde unter Kaiser Claudiusim Jahre 46/47 n.Chrerbaut undführt vonOberitalien über dieProvinzhauptstadtAugsburg an die Donau.
  Bild 3, nachgebildeter Meilenstein bei Oberottmarshausen 

Vom Rathausplatz Königsbrunn aus läuft die Via Claudia in südlicher Richtung durch bebautes Gebiet. Hier sind in manchen Gärten Bruchteile der antiken Römerstraße vorhanden, die man aber fotografisch nicht sichtbar machen kann. Die Via Claudia führt schnurgerade weiter, auf das Gasthaus „Neuhaus“ zu, wo sie einen leichten Knick macht. Warum dieser Knick sich dort befindet, ist laut Herrn Linke noch nicht geklärt. Man dachte zunächst, dass dort ein römisches Gasthaus als Landmarke gestanden hat, von dem aus eine Richtungsänderung möglich gewesen wäre. Herr Linke bekräftigte jedoch in unserem Gespräch, dass das Gasthaus, dessen Grundriss sich jetzt noch unter dem heutigen „Neuhaus“ befindet, aus dem Mittelalter stammt. 

Das Neuhaus in Königsbrunn
Bild 4, „Neuhaus“ 

Man gelangt am leichtesten zum Neuhaus, wenn man der „Alten B 17“ stadtauswärts folgt bis zur Kreuzung Landsberger Straße - Lechstraße bzw. bis zur Abzweigung Bobingen. (siehe Bild 4)                                            

Die „Alte B 17“ unterbricht den Lauf der Via Claudia, die sichtbar erst wieder auf der Wiese direkt hinter dem Gasthaus „Neuhaus“ auftaucht. Hier sieht man am deutlichsten auf der ganzen Strecke zwischen Königsbrunn und Epfach die Dammschüttung mit den seitlichen Materialgräben. Bild 5 zeigt die Rückseite des Gasthauses „Neuhaus“ und macht deutlich, wie schwierig es ist, diese Dammlage in einer Wiese zu fotografieren.. Deshalb habe ich eine erwachsene Person auf den Grund des Materialgrabens gestellt, an deren Größe der Höhenunterschied zwischen Damm und Materialgraben sichtbar wird. (ca. 1m) 

Dammanlage beim Neuhaus
Bild 5, Dammanlage südlich vom „Neuhaus“

Die folgenden zwei Bilder bestätigen, dass es sich bei dieser Dammanlage wirklich um die Via Claudia handelt. Die aus Schotter bestehende Dammschüttung wirkt sich nämlich negativ auf die Vegetation aus.

In Bild 6 befinden wir uns auf dem Damm hinter dem „Neuhaus“. In der Mitte des Bildes sieht man die kleinen Maispflanzen, die auf der gesamten Dammanlage zu finden sind. Das übrige Maisfeld scheint nicht viel höher zu sein, jedoch befinden wir uns beinahe einen halben Meter über dem Niveau des übrigen Feldes. Dort ist der Mais mannshoch. Bei genauerem Hinsehen kann man auch erkennen, dass die Farbe der ersten Maisreihen etwas heller ist als im Feldinneren. Auch dies ist ein Zeichen dafür, dass die Pflanzen auf dem tiefer liegenden Boden schon viel weiter in der Entwicklung sind. 

Via Claudia im Maisfeld beim Neuhaus
Bild 6, Maisfeld hinter „Neuhaus“

Stellt man sich beim „Neuhaus“ auf den Damm und blickt nach Süden, so sieht man die Via Claudia eindeutig schnurgerade dahinlaufen. Jedoch ist sie zunächst von der Straße nach Bobingen, nach 50 m leider von einem Garten unterbrochen. Links am Damm steht wieder ein Meilenstein.

Bild 7 ist in nördlicher Richtung aufgenommen auf das Gasthaus „Neuhaus“ zu. Man kann hier an der Hecke sehr schön die Dammlage nachvollziehen und am Gras gut erkennen, dass der Untergrund sehr steinig sein muss. Im Rasen ist ein heller vertrockneter Streifen entlang der Römerstraße.

Die jungen Bäume, die entlang des Dammes zu sehen sind, sollen auf die Führung der Straße aufmerksam machen. 

Dammanlage am Neuhaus in Königsbrunn
Bild 7, Dammanlage der Via Claudia

Die Straßendecke der Via Claudia war zur Römerzeit nicht wie auf diesem Bild mit Gras bewachsen, aber auch nicht gepflastert. Die Via Claudia war eine „via glarea strata“, eine Straße mit Sandstreuung. Zum Teil hatte die Via Claudia wohl große Ähnlichkeit mit unseren heutigen Feldwegen, nur dass sie auf einer Dammanlage verlief.1  

Ich werde nun im Folgenden Ausschnitte aus topographischen Karten beifügen, an Hand derer man die Via Claudia neben meinen Beschreibungen verfolgen kann. Mit rot ist der Verlauf der Via Claudia eingezeichnet, mit grün der Weg, auf dem wir der Via Claudia folgen können. Die nachgebildeten Meilensteine sind mit blauen Kreuzchen angezeigt. Auch auf der „Tabula Peutingeriana“ war die Via Claudia eingezeichnet. Auf Seite 16 habe ich die Via Claudia mit roter Farbe in diese antike Straßenkarte eingezeichnet.



Quellen:

  1. Volkmann, Diavortrag